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Mutterschaft und Feminismus

Die Themen Mutterschaft und Feminismus beschäftig(t)en bewegte Frauen* stets aufs Neue. Wie können all die Notwendigkeiten und Ansprüche zwischen feministischem Aktivismus, der Liebe zu den Kindern, finanzieller Unabhängigkeit, Erwerbsarbeit, Mutter-Arbeit und Beziehungsleben unter einen Hut gebracht werden? Wie kann Mutterschaft feministisch und solidarisch gelebt werden? Wie muss eine Gesellschaft gestaltet sein, die die Leistungen von Müttern nicht ausbeutet und immer wieder unsichtbar macht, indem sie sie z.B. als «Privatsache» abtut? Welche feministischen Forderungen lassen sich aus der Mutterschaft selbst stellen (z.B. Mutterschaftsversicherung)? So lauteten einige der Fragen, die bewegte Frauen mit Kindern bereits in den 1980er-Jahren umtrieben.

Viele Mütter fanden sich von ihren feministischen Bewegungsgefährtinnen nicht verstanden. Ihnen fehlte es in der feministischen Bewegung an Empathie und Solidarität gegenüber ihren Alltagsfragen, den Zeit- und Verantwortungskonflikten, in denen sie sich als Berufstätige, als Mütter und als Aktivistinnen befanden. Viele Frauen, die nicht Mütter waren, verstanden diejenigen, die es waren, wiederum nicht: Sie kritisierten die Entscheidung Mutter zu werden als «kleinbürgerlich», teils gar als eine Art Stütze des Patriarchats.
In der Zürcher Paulus-Akademie wurde im Herbst 1980 eine Ausstellung zum Thema organisiert. Eine Gruppe von Migrantinnen zeigte hier die Ausschlussmechanismen und Hürden auf, mit denen sie zusätzlich konfrontiert waren. [Q1]

Aktivistinnen der OFRA-Basel hatten sich im Frühjahr 1981 in gleich zwei Vollversammlungen mit der Frage beschäftigt: «Sind wir feministische Mütter?» [Q2]

Die FraueZitig hatte dem Thema 1983 ebenfalls eine ganze Nummer gewidmet. [Q3]

Und gegen Ende der 1980er-Jahre brachten Ökofeministinnen wie Maria Mies nochmals einen weiteren Blickwinkel in die Debatte ein. [Q4]

Rund 30 Jahre später, im Zuge des grossen feministischen Streiks von 2019, bildeten sich erneut Kollektive von Frauen* und Müttern, um ihrer Kritik und ihren Forderungen gegenüber der Gesellschaft auch innerhalb der feministischen Bewegung Ausdruck zu verleihen.

So beispielsweise die Gruppe AMAK, die vor allem von Zürich aus aktiv ist. Am feministischen Streik vom 14. Juni 2021 traten sie mit einem eigenen Redebeitrag auf. [Q5]

Oder die Eidgenössische Kommission dini Mueter (EKdM): Über die Deutschschweiz und die Romandie vernetzt, fordert die EKdM bessere Bedingungen für Mutterschaft sowie für bezahlte und unbezahlte Kinderbetreuung und richtet sich mit ihren Forderungen u.a. direkt an die Politiker*innen im Bundeshaus (Link zur Website: https://ekdm.ch/). (ans)

Quellen

Q2: Walter, Vita: OFRA Basel: Sind wir feministische Mütter?, in: Emanzipation ‒ feministische Zeitschrift für kritische Frauen 7, 1981, Heft 4, S. 25. (Link zum PDF in E-Periodica)