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Ab den 2000er-Jahren forderte die postkoloniale und etwas später die dekoloniale Kritik auch in der Schweiz akademische wie landläufige Selbstverständlichkeiten heraus: Forschungen zeigten, dass die Schweizer Geschichte und Gegenwart entgegen der bislang tradierten Erzählung mit der Sklaverei und dem Kolonialismus direkt verstrickt war und dass die Gewalt des Kolonialismus auch in der Schweiz in eurozentrischen und rassistischen Denk- und Handlungsmustern weiterwirkte. Postkoloniale Theoretiker*innen aus Lateinamerika, Indien und den USA wurden nun in feministischen Kreisen auch ausserhalb der Akademie rege rezipiert. Die Kolonialgeschichte wurde aus geschlechterhistorischer Sicht analysiert, die geschlechtliche Zweiteilung in «Mann» und «Frau» als Teil des europäischen, weissen, rassifizierenden kolonialen Projekts beschrieben. Von besonderer Relevanz für die Schweiz erwiesen sich die Untersuchungen von Patricia Purtschert, Barbara Lüthi und Francesca Falk zur postkolonialen Schweiz, die Studien zur Schweizer Beteiligung an der Sklaverei von Thomas David, Bouda Etemad, Janick Marina Schaufelbuehl oder Hans Fässler sowie die Forschung von Jovita dos Santos Pinto oder Noémi Michel zu in der Schweizer Geschichte und Gesellschaft verankerten Rassismen sowie zum Wirken und der öffentlichen Darstellung Schwarzer Frauen* in der Schweiz ‒ Wissen, das in der Online-Dokumentation histnoire.ch einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird. (ans)

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Titelbild: Screenshot der Startseite von histnoire.ch aufgenommen 2021