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Ausbeutung von Frauen im Sexgewerbe

Am Anfang stand der „Fall Mimi“: 1981 zeigte das Westschweizer Fernsehen die Reportage „Les saisonnières du strip-tease“, in der eine junge Frau aus den Philippinen die üblen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in einem Zürcher Nachtclub schilderte. Regula Renschler, damalige Fachsekretärin der NGO Erklärung von Bern (EvB) und Mitinitiantin des 1977 gegründeten Arbeitskreises Tourismus und Entwicklung, brachte daraufhin Vertreterinnen von Hilfswerken, Frauenorganisationen und kirchlichen Stellen an einen Tisch und lancierte die Idee einer Fachstelle zum Thema Frauenhandel. Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit eröffnete 1985 das Fraueninformationszentrum (FIZ) in Zürich.

In den Anfangsjahren fassten die FIZ-Frauen Sexarbeit, Zwangsprostitution, Heiratsmigration und die Arbeit als Cabaret-Tänzerin unter dem Begriff des Frauenhandels zusammen. [Q1, Q2] Mitarbeiterinnen – darunter auch Frauen aus den betroffenen Sendeländern – kritisierten an dieser Perspektive die Pauschalisierung von Migrantinnen als gehandelte, ausgebeutete Opfer. Auch aus dieser Kritik heraus erweiterte das FIZ seine Perspektive vom Frauenhandel auf verschiedene Formen der Ausbeutung von Migrantinnen. [Q3] Die Unterscheidung von selbstgewählter Sexarbeit und Zwangsprostitution ist für die heutige Arbeit des FIZ zentral: Neben der politischen Arbeit umfasst sie eine Interventionsstelle für Opfer von Frauenhandel (Makasi) sowie eine Beratungsstelle für Migrantinnen – die unter anderem auch eine wichtige Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen ist. (sb)