Lange Zeit galten Frauen in der Geschichtswissenschaft nicht als Akteurinnen. Ihre Lebensrealitäten und Handlungen wurden von der männlich dominierten «Historikerzunft» ignoriert. Ab den 1970er-Jahren bildeten sich, inspiriert von ähnlichen feministischen Vorstössen in Deutschland, Frankreich und den USA, an verschiedenen Schweizer Universitäten Gruppen von Studentinnen und Assistentinnen, die sich in freien, selbstorganisierten Veranstaltungen der Geschichte von Frauen widmeten. 1983 fand in Bern ein erstes überregionales Historikerinnentreffen statt. Organisiert wurde auch dieses zum Grossteil von Studentinnen und Assistentinnen. Die Historikerinnentreffen entwickelten sich über die Jahre zu grossen Tagungen, die alternierend an unterschiedlichen Universitäten stattfanden. Aufgrund der mangelnden Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechtergeschichte boten die Historikerinnentagungen wichtige Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten. Die Tagungen gaben überdies Einblick in den aktuellen Forschungsstand und prägten diesen zugleich massgeblich. Beim ersten Treffen in Bern fanden die unabhängigen Historikerinnen Heidi Witzig und Elisabeth Joris wertvolle Unterstützung zur Fertigstellung ihres Werkes «Frauengeschichte(n): Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz» (Erstausgabe im Limmat Verlag: 1986). (ans)
In der Zeitschrift «ROSA ‒ die Zeitschrift für Geschlechtergeschichte», die 1990 von feministischen Geschichtsstudentinnen in Zürich gegründet wurde, erzählen vier Historikerinnen von den Anfängen der Historikerinnentagung:
Vincenz, Bettina / Scherrer Käslin, Regina: «Die Schweizerische HistorikerInnentagung ‒ Wurzelgrund für feministische Historikerinnen». Ein Interview mit Elisabeth Joris, Brigitte Schnegg, Heidi Witzig und Béatrice Ziegler, in: ROSA, 2002, Heft 24, S. 8‒10. (Link zum PDF, Vorschau nebenan)
Artikel und Titelblatt aus: Privatarchiv Anja Suter.